Praxis für Psychotherapie
Diese Website
ist temporär nicht aktiv
Tel. 0211 795 64 998 oder Kostenlosen Rückruf anfordern
Bei der sogenannten Ego-State-Therapie handelt es sich um ein psychotherapeutisches Verfahren aus dem Bereich der Traumatherapie. Sie soll Betroffenen helfen, nach einem Trauma unbewusst abgespaltene Persönlichkeitsanteile wieder zu einer ganzheitlichen Persönlichkeit zu verbinden.
Entwickelt wurde sie von den amerikanischen Psychologen John und Helen Watkins. Besonders gut lassen sich damit Posttraumatische Belastungsstörungen, Borderline-, Angst- und Sexualstörungen, sowie dissoziative Identitätsstörungen behandeln.
Bei diesen Ego-States handelt es sich um Abwehr- und Anpassungsstrategien, die bei der Konfrontation mit einem Trauma entstehen, wenn noch kein geeigneter Ego-State zur Bewältigung vorliegt. Sie bleiben das ganze Leben bestehen, weshalb Ziel der Therapie nicht die Beseitigung, sondern die Verschmelzung miteinander ist.
Der Begriff SARI-Modell steht stellvertretend für die vier Behandlungsphasen der Therapie. Er besteht jeweils aus den Anfangsbuchstaben dieser Phasen: Safety and Stabilisation (Sicherheit und Stabilisierung), Accessing (Zugang zum Trauma), Resolving and Restabilisation (Verarbeitung und Restabilisierung) und Integration and Identity (Verschmelzung der Ego-States zu einer Persönlichkeit und Festigung dieser).
Diese erste Phase der Therapie dient dazu, dem Klienten Sicherheit zu geben und eine Retraumatisierung zu verhindern, was ihn zum essenziellen Ausgangspunkt für den Erfolg der Therapie macht. Hierbei können imaginative Methoden, wie individuell erarbeitete Schutzszenarien, erklärende Gespräche, Aufdecken von Ressourcen aus Vergangenheit und Gegenwart, sowie Übungen, um Erinnerungen ihren Belastungsfaktor zu nehmen, zum Einsatz kommen.
Im zweiten Schritt soll der Zugang zum Traumamaterial möglichst belastungsarm erfolgen. Um das zu ermöglichen, müssen die traumatischen Erfahrungen durch Distanzierungstechniken an Macht verlieren und unbewusste Auslöser entlastet werden. Besonders groß ist die Macht der verletzenden Ereignisse da, wo die Ego-States als konfliktbehaftet oder besonders uneinig erlebt werden oder sich immer wieder Flashbacks (schlagartiges Erinnern) ereignen. Zudem müssen die Klienten nicht sämtliche Erfahrungen aufdecken, sondern können selbst entscheiden, welche sie ansprechen wollen.
Um dem Ziel der Therapie näher zu kommen, werden Traumgeschehnisse durchgearbeitet und dabei – was die entscheidende Rolle spielt – neu bewertet. Die Erinnerungen an die damalige Hilflosigkeit werden zur abgeschlossenen Vergangenheit. Gegebenenfalls wird an dieser Stelle auch ein Dialog mit den inneren Anteilen durchgeführt, um mit dem, was beispielsweise Täter in der Seele des Klienten hinterlassen haben, umgehen zu lernen.
In der finalen Phase der Therapie wird der Klient bei der Bildung und Formung eines neuen Selbstbildes unterstützt und ein funktionales Lebenskonzept erarbeitet. Wurde dieser Schritt erfolgreich absolviert, ist es dem Betroffenen wieder möglich ein gutes, eigenständiges Leben zu führen und mit der traumatischen Vergangenheit umzugehen. Zudem wurden die einzelnen Ego-States im Idealfall so weit wie möglich miteinander verschmolzen, sodass eine einzelne, konsistente Persönlichkeit übrig bleibt. Die verschiedenen Anteile wurden also nicht vernichtet, sondern einander angegliedert.
Nach erfolgreichem Abschluss der Therapie ist es zunächst notwendig, dass der Klient übt, seine neu entstandene Persönlichkeit erfolgreich in den Alltag einzubringen und so ein gutes, gesundes Leben mit Teilhabe an der gesellschaftlichen Umwelt zu führen.
Zum Teil muss er auch erst wieder lernen, ein aktives Leben zu führen und sich daran gewöhnen, keinen Einschränkungen mehr zu unterliegen oder von Angstzuständen geplagt zu werden.