Zertifizierte EMDR-Supervisoren

Die EMDR Therapie ist eine Trauma-bearbeitende Psychotherapiemethode, die von Dr. Francine Shapiro Ende der 80er Jahre entwickelt wurde. Seit Beginn der 90er Jahre wird „Eye Movement Desensitization and Reprocessing “ (auf Deutsch Desensibilisierung und Verarbeitung durch Augenbewegung) auch in Deutschland angewendet. Seit 2006 wurde EMDR als wissenschaftlich begründete Psychotherapiemethode durch den wissenschaftlichen Beirat für Psychotherapie anerkannt.

Im Zuge der Behandlung folgen die Patienten den sich nach rechts und links bewegenden Fingern der Therapeuten mit den Augen. Durch diese Stimulation wird das Gehirn dabei unterstützt, eigene Selbstheilungskräfte zu aktivieren und belastenden Erinnerungen besser zu verarbeiten.

EMDR-Techniken

Die Klassische EMDR-Therapie ist in folgende Phasen unterteilt:

  • Phase 1: Anamnese: Die Leidensgeschichte des Klienten wird erfasst.
  • Phase 2: Innere Etablierung einer positiven Erfahrung um gegebenenfalls während der Behandlung an den sicheren Ort zurückkehren / aussteigen zu können.
  • Phase 3: Zur späteren Bearbeitung wird die am meisten belastende Situation innerhalb der Trauma Erfahrung ausgewählt (z. B. „Ich bin hilflos“). Anschließend wird im Gegenzug ein positiver Zielgedanke formuliert (z. B. „Ich kann etwas ändern“). Auf die gleiche Weise werden die belastenden Gefühle ausgearbeitet und vom Klienten bewertet.
  • Phase 4: In dieser Phase erfolgt die eigentliche Bearbeitung der Erinnerung. Der Patient versetzt sich gedanklich und gefühlsmäßig zurück in die traumatische Erfahrung und folgt nun mit den Augen bei ruhig gehaltenem Kopf den Handbewegungen seines Therapeuten.
  • Phase 5: Dadurch wird ein Verarbeitungsprozess in Gang gesetzt, wodurch in der Regel eine Entlastung eintritt. Zum Ende der Sitzung wird der in Phase 3 formulierte, positive Gedanke verankert.
  • Phase 6: Eventuell veränderte Körpererfahrungen werden getestet und die Behandlung damit abgeschlossen. Es ist möglich, dass es zu einem sogenannten Nachprozessieren, beispielsweise in Träumen kommt, was Teil des Verarbeitungsprozesses ist.
  • Letzte Phase: Diese Folgesitzung dient zur Überprüfung des Behandlungsergebnisses der vorhergehenden Sitzung und Planung des weiteren Vorgehens.

Andere Techniken sind die Affektbrücke nach Watkins, der mit der „Float-Back“-Technik über eine aktuell belastende Situation einen Zugang zu einer vergangenen belastenden Situation herstellen kann.
Die Absorptionstechnik oder „Wedge-Technik“ nach Hofmann bzw. A. Leeds & R. Kiessling 1999 verknüpft ressourcenreiche Erinnerungen und Empfindungen mit einer belastenden Situation, so dass die vorhandenen Ressourcen direkt gegen die Trauma-Erfahrung verwendet werden können.

Auch das Brainspotting von David Grand wurde aus EMDR heraus entwickelt. Das Brainspotting basiert auf der Annahme, dass Gedächtnisinhalte, die nicht bewusst abgerufen werden können, durch die Blickrichtung gezielt aktiviert und auch beeinflusst werden können. Dies erfordert eine spezifische Augenposition.

Die Erfolge dieser Methode sind hinreichend evaluiert. Bereits nach wenigen Behandlungssitzungen mit EMDR fühlen 80 Prozent der Patientinnen und Patienten einer einfachen posttraumatischen Belastungsstörung eine deutliche Entlastung. Erfahrene EMDR Therapeuten erzielen also bei Anwendung gute Resultate.

EMDR Supervisoren

EMDR Supervisoren sind erfahrene Therapeuten, die bereits einige Jahre mit der EMDR Therapie arbeiten.

Ihre Tätigkeitsfelder

Sie stehen anderen EMDR Therapeuten bei deren Ausbildung, Weiterbildung und zu Supervisionszwecken zur Seite. Der EMDR Supervisor sorgt in festen oder gelegentlichen Zusammenkünften dafür, dass ein vertrauensvoller und wertschätzender Austausch mit einem Therapeuten-Team oder einzelnen Therapeuten stattfinden kann.

Der Inhalt einer EMDR-Supervision ist zusätzlich zu üblichen Fallsupervisionen empfehlenswert, da sie sich mit speziellen Thematiken befassen:

  • Wiederholung von EMDR-Techniken
  • traumaspezifische Gegenübertragung
  • Burnoutprävention

Voraussetzungen der Ausbildung

Voraussetzung für eine Zertifizierung als EMDR-Supervisor ist eine Mitgliedschaft bei EMDRIA Deutschland e.V.

Nach erfolgter Zertifizierung als EMDR-Therapeut müssen mindestens drei Jahre Erfahrung in der Praxis gesammelt worden sein.

Zertifizierte EMDR-Supervisoren müssen mindestens 30 Zeitstunden theoretischer Fortbildung bzw. Supervisionskurse bei einem in Deutschland anerkannten Ausbildungsinstitut absolviert haben.

Des Weiteren sind ist eine Therapieerfahrung mit EMDR von mindestens 400 Zeitstunden mit mindestens 75 Klienten erforderlich.

Pflicht sind außerdem mindestens 20 Zeitstunden Gruppensupervision oder 13 Zeitstunden Einzelsupervision bei einem anerkannten EMDR-Supervisoren.

Die Anerkennungsprüfung kann in Form einer praktischen Prüfung vor Ort oder in Form von Videos abgelegt werden:

  • 1. eine EMDR-Behandlung.
  • 2. eine EMDR-Einzel-Supervisionssitzung.
  • 3. eine EMDR-Gruppen-Supervisionssitzung.

Die Begutachtung muss in beiden Fällen durch Mentoren / Lehrsupervisoren erfolgen. Benötigt wird außerdem ein Empfehlungsschreiben eines anerkannten EMDR Supervisors oder des Ausbildungsinstitutes.

Das Zertifikat des EMDR-Supervisors gilt fünf Jahre. Nach Ablauf dieser Zeit muss eine EMDR Fortbildung von nachweislich 50 Zeitstunden absolviert werden, um das Zertifikat zu erneuern (Re-Zertifizierung). Das Zertifikat verliert bei Nicht-Erneuerung seine Gültigkeit.

Die Ausbildungsdauer richtet sich, da die Module meist berufsbegleitend absolviert werden, nach den zeitlichen Kapazitäten der angehenden EMDR-Supervisoren sowie den Ausbildungstechniken (Lehrgänge, Begleitung in der Praxis, Workshops etc.)