Einsamkeit und das Fehlen direkter menschlicher Kontakte als Auslöser psychischer Erkrankungen

Einsamkeit kann krank machen. Bereits vor dem Ausbruch von Corona und der damit einhergehenden, angeordneten Vermeidung sozialer Kontakte zeigten Studien, dass allein lebende Personen öfter unter psychischen Erkrankungen leiden als andere. Die Experten erarbeiteten daraufhin konkrete Vorschläge gegen diese Einsamkeit und Therapiemethoden bei psychischer Erkrankung verursacht durch Einsamkeit und soziale Isolation.

Einleitung

Immer mehr Menschen in Deutschland leben allein. Das ist zum einen der wachsenden Unabhängigkeit von Frauen geschuldet, als auch dem Wandel von Lebenszielen und Lebensmodellen im Allgemeinen. Ehe und Familie sind für viele Menschen nicht mehr das oberste Ziel, Kinder bleiben selten in der Nähe ihrer Eltern, wenn sie erwachsen werden und die Scheidungs- bzw. Trennungsraten steigen stetig. Durch diese Faktoren steigt die Zahl der Einpersonenhaushalte und somit auch die Gefahr von vermehrt auftretenden psychischen Erkrankungen.

Alleinlebende sind Forschungen zur Folge 1,5- bis 2,5-mal häufiger von psychischen Erkrankungen betroffen als andere Menschen. Darunter fallen Störungen wie Depressionen, Zwangsstörungen, Angst – und Panikattacken sowie chronische Schlafstörungen. Eine tendenziell besonders häufig betroffene Altersgruppe oder Geschlecht gab es hierbei nicht.

Aber: Ein Zusammenhang zwischen dem Alleinleben und einer psychischen Erkrankung gab es vor allem bei den Menschen, die sich tatsächlich einsam fühlten.

Einsamkeit – was ist das eigentlich?

Soziale Medien, mediale Unterhaltung, Handy und Smartphone. Nie konnten Menschen so einfach mit anderen in Kontakt treten. Wie kann sich ein Mensch in dieser medialen Fülle einsam fühlen? Die Antwort ist: es fehlen häufig direkte menschliche Kontakte. Berührungen und die physische Anwesenheit einer oder mehrerer anderer Personen sind ein Urbedürfnis fast aller Lebewesen. Doch durch den schnelllebigen Alltag, dem stetige Streben nach „Mehr“ kommt die Erfüllung dieses Bedürfnisses oft zu kurz. Mal eben eine Sprachnachricht, ein Videochat, ein Anruf, das reicht doch, oder?

Einsamkeit kommt schleichend

Dem ist aber nicht so. Leider bemerken wir durch die Fülle an Kontakten und Beschallungen, mit denen wir uns täglich umgeben gar nicht, dass etwas fehlt. Dies wiederum ereilt besonders Personen, die allein leben. Schleichend und fast unbemerkt schleicht sich das Gefühl der Einsamkeit ein, weil ein wichtiges Bedürfnis, das nach Nähe, nicht erfüllt wird. In allen Studien war ein statistischer Zusammenhang zwischen dem Gefühl von Einsamkeit und dem Risiko einer psychischen Erkrankung stark erhöht.

Wer ein (physisch) kontaktarmes leben führt, hat ein 80 Prozent höheres Risiko, eine Depression zu bekommen als jemand, der in einer Lebensgemeinschaft, im Familienverbund oder einer Wohngemeinschaft lebt.

Dabei ist zu unterscheiden: Wer bewusst allein bleibt und dies genießt, leidet in der Regel nicht an Einsamkeit. Bei wem es sich schleichend entwickelt bis ein definitives Einsamkeitsgefühl vorhanden ist, der erfährt eher einen ungewollten Verlust von direkten menschlichen Beziehungen. Man fühlt sich mit keinem anderen wirklich verbunden.

Kann Einsamkeit diagnostiziert werden?

Das Gefühl der Einsamkeit stellt eine psychische Belastung dar, die sich auch körperlich bemerkbar machen kann. Betroffene leiden beispielsweise unter Bauchschmerzen, Schlafstörungen oder einem diffusen Angstgefühl. Verstärkt auftretende, negative Gedanken wie zum Beispiel nicht geliebt zu werden, nicht auszureichen oder nicht verstanden zu werden sind außerdem erste Anzeichen für eine Depression.

Häufig sind es diese körperlichen Beschwerden, die Betroffene dazu nötigen, einen Arzt aufzusuchen. Sind sämtliche körperlichen Erkrankungen ausgeschlossen, wird der behandelnde Arzt schnell eine psychische Belastung feststellen und eine entsprechende Behandlung bzw. Psychotherapie empfehlen.

Dabei wird zunächst gewiss nicht gleich Einsamkeit als Auslöser der Erkrankung festgestellt, denn Einsamkeit ist noch immer schambehaftet. Im Laufe der Behandlung ist Einsamkeit jedoch ein immer häufiger auftretender Faktor in der Ursachenfindung.

Therapiemethoden

In der Psychotherapie sind verschiedene Therapiemethoden zur Bekämpfung psychischer Erkrankungen durch Einsamkeit möglich. Die Einsamkeit selbst ist keine psychische Störung. Da sie aber ein Auslöser sein kann, werden sich Psychologen und Psychotherapeuten mit der Einsamkeit des Betroffenen beschäftigen, und sei es nur als sekundäres Therapieziel.

Dabei kommt in der Regel das sogenannte kognitiv-behaviorale Verfahren zum Einsatz.

Neigung zur Einsamkeit ist zum Teil angeboren, zum Teil erlernt. Das bedeutet, einige Menschen sind anfälliger für einsam machende Denk- und Verhaltensmuster.
Zur Interventionen wird in der Psychotherapie erlernt, verstärkende und auslösende Faktoren zu vermeiden. Außerdem werden soziale Fertigkeiten erprobt und verinnerlicht, die helfen, Vereinsamung zu verhindern oder zu beenden. Auch Reflektion der eigenen Verhaltensmuster ist Thema der Therapie.

Es werden außerdem die Sichtweisen auf die Einsamkeit beleuchtet. Wird das Alleinsein als negativ empfunden, spricht man ja erst von Einsamkeit. Der Fokus auf die positiven Seiten des Alleinseins mildert oft die negativen Gefühle der Betroffenen.

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